28th of June Stavanger-Ognahamn 23nm

29 Jun, 2012 | 38 nm | position 59° 15.55'N 5° 27.56'E

Um 10 Uhr lagen 4 Kreuzschiffe in Stavanger vor Anker: Costa Fortuna, MSC Magnifica, MSC Opera und Seaburn Pride, alle zusammen mit einer Kapazität von mehr als 8000 Passagieren. Die Passagiere verließen die Costa Fortuna und ließen sich wie ein Schwarm Heuschrecken über die Stadt nieder. Auf unserem Schwimmsteg lag ein junger Mann im Alkoholdilirium - höchste Zeit, hier den Abgang zu machen!

Auf dem Weg stoppten wir kurz, um das neue Thermostat in Empfang zu nehmen, das wir für unseren defekten Kühlschrank bestellt hatten. Das hatte alles wunderbar geklappt, und der Kühlschrank kann nun repariert werden.

Copyright welkin.no

Ein beständiger Südwind fegte uns nach Ognahamn. Unterwegs hatten wir nochmal eine tüchtigen Schrecken bekommen: Wir passierten ein Motorboad mit 2 nicht mehr ganz jungen Halbstarken. Laute norwegische Musik dröhnte vom Boot, und dann ging ein knallender Schuß los - einer der Typen hantierte doch tatsächlich mit einer Schußwaffe! Also, nix wie weg hier.

Der Naturhafen Ognahamn sah im Hafenführer sehr vielversprechend aus. Was wir erst bei der Ankunft bemerkten, war die stark befahrene Straße in unmittelbarer Nähe. Im Nachhinein war das aber kein Grund zur Sorge, denn der Verkehr löste sich in nichts auf, und stattdessen konnten wir dem Konzert der Vögel zuhören. Für Mitternacht wurde stärkerer Wind gemeldet. Wir stellten daher sicher, daß wir gut vertaut waren und etwas mehr als die handbreit Wasser unter dem Kiel hatten. Wider Erwarten wurde die Nacht sehr ruhig.

Welkin The rookie sailor's corner

Copyright welkin.no

Idylle? - Bah, ist ja garnix los hier in diesem Laden!

Kann mal jemand ein Stöckchen für mich werfen?

Ognahamn-Sagvåg

29 Jun, 2012 | 38 nm | position 59° 46.59'N 5° 23.44'E

Das Geräusch von Regen weckte uns - ein guter Grund, mich in der Koje nochmal umzudrehen. Doch dann kam der Wind. Nach kürzester Zeit meinte der Kapitän, wir sollten uns ganz schnell auf die Socken machen - solange wir noch können.

Der S/SO Wind nahm beständig zu und könnte in kürzester Zeit Wellen in unsere Bucht spülen, die dann von allen Seiten reflektiert würden. Das, und der Druck gegen den Steg könnten eine spätere Abfahrt unmöglich machen. Gesagt, getan, und das Ablegen gelang uns gerade noch: kurze Zeit später hatten wir 46 kn Wind. Der Starkwind, der für den äußeren Küstenbereich für Mitternacht vorhergesagt wurde, überraschte uns nun am Morgen im Inland, und war auch noch stärker. Heute morgen hieß es noch maximal 20kn im Innenbereich. Pustekuchen! - Das war wohl ziemlich daneben!

Alle Wettervorhersagen im Internet und Radio ersetzen eben nicht, die eigenen Instinkte - und die müssen funktionieren - so wie bei unserem Kapitän!

Copyright welkin.no

Während des Winters waren unsere Segel beim Segelmacher in Oslo zum Reparieren. Leider hatte der gute Mensch einiges übersehen. Wir riefen bei Segelmacher in Bergen an: im Urlaub; in Ålesund: zu viel Arbeit. Das einzige, was uns übrigblieb war schließendlich selbst Hand anzulegen, was dann am Nachmittag in Sagvåg auch geschah.

Copyright welkin.no

Mit klitzekleinem Segel rasen wir herum!

Copyright welkin.no

Und hier der Kapitän als Segelmacher.

Sagvåg-Oksabåsen

30 Jun, 2012 | 27 nm | position 60° 9.43'N 5° 18.80'E

Copyright welkin.no

Oben: Regen und noch mehr Regen sorgten heute (Wochenende!) dafür, daß in diesem kleinem Naturhafen kaum etwas los war. Insel und Anlageplatz gehörten dem ersten Ministerpräsidenten, des unabhängigen Norwegens. Heute sind die Ruinen des Sommerhauses noch sichtbar.

Das Display unseres Chartplotters gab heute, nach anfänglichen Aussetzen, komplett seinen Geist auf. Der Kapitän verbrachte den Tag in der Cajüte am Computer, auf der Suche nach guten Alternativen, ohne wirklich fündig zu werden, während das Segeln und Navigieren dem 1. Offizier anvertraut wurde. Zur Hilfe stand ein Samsung Touchscreen mit Navigationssystem - unser Backup! Und das funktionierte sehr gut.

Welkin The rookie sailor's corner

Copyright welkin.no

Mir ist so kalt! Bei diesem Wetter jagt man doch keinen Hund vor die Tür. Wann kann ich endlich wieder nach Spanien?

Unser Nachbarn in Oksabåsen hatte in der Vergangenheit das gleiche Problem. Bei ihm wurde es durch schlechte Verbindungen verursacht, und war einfach und billig zu beheben. Der Kapitän nahm daraufhin den Chartplotter auseinander, empfand die Lötarbeiten aber dann als zu kniffelig und baute alles wieder zusammen - und voila: das Teil funktioniert. Mal sehen, wie lang.

Oksabåsen-Fedje

1 Jul, 2012 | 45 nm | position 60° 46.98'N 4° 42.70'E

Copyright welkin.no

Der Morgen begann mit Regen und Donner. Echt toll, hier gibt es ein Sommergewitter, ganz ohne Sommer! Im Laufe des Tages verbesserte sich die Lage ein bischen und der Südwind trieb uns weiter nach Fedje. Am späteren Abend legten die stolzen und neuen Besitzer eines "Colin Archer" Nachbau an, und der Capitän sah den Spaniern im örtlichen Gasthaus beim Gewinnen der EM zu.

Fedje-Bulandet

2 Jul, 2012 | 32 nm | position 61° 17.14'N 4° 37.98'E

Der Plan für heute war, eine äussere Route zu wählen, um den Regenschauern überm Festland zu entkommen. Nach Tagen mit Südwind sollten wir in der Lage sein, auf wunderbaren Wellen gen Norden zu Surfen. Soviel zum Plan. Draußen angekommen empfingen uns 2m Atlantikwellen (von West) die uns seitwärts trafen. 1m Südwellen überlagerten sie, so daß man sich in Welkin wie in einer Affenschaukel vorkam. Wir wählten deswegen ein näheres Ziel für den heutigen Tag. Und wieder ändert sich die Landschaft: entlang der Küste gibt es nun dunkel grau-grüne Berge, karg auf der Wind-Seite (Atlantik-Seite) und mit Bäumen, Sträuchern und Wiesen auf der Lee-Seite.

Copyright welkin.no

Das Rumgeeier in der bewegten See machte den 1. Offizier schnell seekrank - und auch der Kapitän füllte sich nicht gut. Damit blieben nur noch die Hunde, die aber nicht wirklich zum "brauchbaren" Teil der Besatzung zählen.

Copyright welkin.no

Bulandet gehört zu einer mehr als 100 Inseln zählenden Inselgruppe. Die Inseln sind zum Teil mit der neuen Nordsee-Straße verbunden. In Nähe des Schwimmsteges befand sich ein kleiner Laden, Cafe und Tankstelle.

 

Copyright welkin.no
Copyright welkin.no

Links: Saftig grüne Wiesen auf der Lee-Seite der Inseln. Hier ein geflecktes Knabenkraut.

Oben: Anfangs hatten wir unsere Bedenken, ob die Einfahrt breit genug war, aber am Ende war es kein Problem. Das Bild wurde gemacht, nachdem sich die See beruhigt hatte.

Bulandet-Årebrotsvågen

3 Jul, 2012 | 30 nm | position 61° 37.92'N 5° 4.98'E

Copyright welkin.no

Kein Wind, und so ging es heute mit Motorkraft weiter. Auf dem Weg nach Årebrotvågen legten wir in Florø einen Einkaufsstop ein Oben: die ruhige Bucht, in der wir vor Anker lagen. Der erste Offizier angelte einen Dorsch, und ein riesiges Stück Meeresgrund!

Copyright welkin.no

Am nächsten Morgen folgte der Kapitän der Higgs Bosom Press conference von Cern, weshalb sich die Weiterfahrt etwas verzögerte.

Im Zick-Zack-Kurs geht es durch eine Fjord-Landschaft, die vom allerfeinsten ist. Unterm Kiel wenige 500m Wasser, direkt daneben ein Steilhang mit 1000m - diese Landschaft sieht aus, als ständen die Alpen unter Wasser!

An allen Stellen gibt es Wasserfällen, ewig lange Rinnsale die aus den Bergen treten - als ob die Berge aus kleinen Schnittwunden bluten würden.

rechts: endlich hatten wir Boot-Polier-Wetter: kein Regen, wenig Wind. Niemals zuvor waren wir mit dem Polieren vom Deck so spät dran

Årebrotsvågen-Selje

4 Jul, 2012 | 38 nm | position 62° 2.67'N 5° 20.62'E

Unser letztes Segelboot hieß "Sunniva", genannt nach dem Schutzheiligen von West-Norwegen. Sunniva war eine irische Prinzessin die vor dem barbarischen König floh und Schutz ein einer Höhle auf der Insel (unten) fand. Als Truppen die Prinzessin hier aufspürten, wurde sie von Gott "gerettet", indem ein Blitz einschlug, und alle mit Steinen erschlugen wurden - auch Sunniva. Aber immerhin wurde ihr Körper unversehrt und duftend geborgen - oder so ähnlich.

Copyright welkin.no

Oben: die Ruinen des Klosters von 1100. Im Bild rechts unten befindet sich unter den Felsen besagte Höhle, in der Sunniva Zuflucht fand. Die Anlage hat am Meer einen Schwimmsteg, der allerdings für ein Besucher-Boot reserviert ist, und bei Ebbe nicht genug Tiefe für unser Boot aufweist.

Copyright welkin.no

Oben: ein Wintersturm hat diese Haus weggefegt, und nun steht das Fundament nackt da.

Copyright welkin.no

Im Inneren der Höhle gibt es einen kleinen Altar mit Geschenken für Sunniva.

Bei Stadt ist einer der gefährlichsten Küstenstreifen in ganz Norwegen, aufgrund des Wellenprofils und der starken Winde. Heute blies der Wind jedoch nur bis max. 20 kn und die Wellen erreichten nur hin und wieder 1m. Daher links ein Bild der beeindruckenden Landschaft, anstelle des aufgewühlten Meeres.

Die Berge wirken hier noch rauher und mächtiger, und die nächste Fjordlandschaft entfaltet sich vor uns. Auch für den Fall, daß ich mich wiederhole: Die Landschaft ist fantastisch!

Copyright welkin.no

Selje-Sandshamn

5 Jul, 2012 | 26 nm | position 62° 15.14'N 5° 28.99'E

Copyright welkin.no

Ein 10-15kn SE Wind blies uns heute zum Rosendal Gäste Hafen, der sehr geräumig angelegt war und über ein sehr gemütliches Gasthaus verfügt, das offen stand, obwohl keinerlei Personal da war! Statt dessen sahen wir Schilder, die uns auf eine Kamera-Überwachung aufmerksam machten. Ich hoffe, daß ist nicht die nächste Stufe norwegischer Gastfreundschaft.

Wie auf dem Bild oben erkennbar, war das Wetter wirklich gut! Man konnte im T-Shirt spazieren gehen. (Häufig sieht man Norweger in T-Shirt und Shorts rumlaufen, was allerdings in keinem direktem Zusammenhang mit den tatsächlichen Außentemperaturen steht.)

Mit den Hunden machten wir einen Rundtrip über den Berg Grøntua. Der Hafen von Rosendal ist unten links im Bild nur schwer zu erkennen. Für Spaziergänge ist es eine wunderbare Jahreszeit, und überall findet man kleine, blühende Überraschungen.

Copyright welkin.no

Glocken-Heide

Copyright welkin.no

Schwedischer Hartriegel

Copyright welkin.no

Schopfige Kreuzblume

Copyright welkin.no

Gewöhnliche Kreuzblume

Copyright welkin.no

Oben: Blick vom Berg auf Sandøya, am Horizont der Svinøy Leuchtturm.

Sandshamn-Sæbø

6 Jul, 2012 | 41 nm | position 62° 12.43'N 6° 28.73'E

Die Fjorde lassen sich nicht immer einfach navigieren: in Null Komma Nichts geht der Wind von 0 bis 10 bis 20 kn, was durch den Tunnelefekt der Fjorde und einmündender Täler verursacht wird. Die vorherschenden Windrichtungen sind dabei fast immer direkt von hinten oder von vorn.

Copyright welkin.no

Oben: der majestätische Hjørungfjord

Die Berggipfel sind mit Schnee bedeckt, und überall findet man Waserfällen und Wälder, Wälder und noch mehr Wälder. Im Internet habe ich heute gelesen, daß Norwegen mehr Waldfläche als Deutschland hat. Bedenkt man, das Norwegen nur 5% der Einwohner Deutschlands hat, möchte man meinen, man ist hier im Schlaraffenland für Wildgerichte. Leider ist das Gegenteil der Fall: In deutschen Supermärkten und Restaurants gibt es ein wesentlich besseres Angebot and Wild. Bleibt die Frage: Was machen die Norweger mit all ihrem Wild?

Copyright welkin.no

Sæbø liegt am Ende von Bondalen und verfügt über einen Fluß, der bei Lachs-Anglern berühmt ist. Der Hafen, den wir hier ansteuerten, gehört dem Sagafjord Hotel, daß nach einer längeren Renovierungszeit an diesem Wochenende gerade erst eröffnete - und sehr voll war. Nicht weit weg befand sich ein kleiner Supermarkt.

Obwohl (oder vielleicht gerade weil) Norwegen das höchste Einkommen und den höchsten Lebensstandard in Europa hat, ist die Verfügbarkeit (Qualität und Quantität) von lokalem, frischen Obst und Gemüse im Vergleich zu anderen, wesentlich ärmeren Ländern, im Sommer sehr bescheiden. Wie vermissen wir die vollen Märkte von Kaliningrad, Riga und Polen, auf denen Walderdbeeren, Himbeeren, Heidelbeeren, Erd- und Johannisbeeren neben allen möglichen Sorten von gesammelten Pilzen und Obst und Gemüse aus kleinen Familiengärten angeboten wurden, zu Preisen, die sich auch die normalen Einheimischen gut leisten können. Nicht so in Norwegen!

Einheimisches Obst kann - selbst wenn es von "billigen" polnischen Ärtzen geerntet wird - kaum mit Bananen aus den Kanaren, Mangos und Ananas aus Chile und Trauben aus Ägypten konkurrieren. Bedenkt man dies, so erscheinen Berichte darüber, daß man die mediterrane Küche in Nordeuropa häufiger antrifft als in Südeuropa, nicht wirklich überraschend. Eine abwechslungsreiche, hochwertige Kost mit lokalen Produkten kann sich der Normalbürger hierzulande nur schwer leisten.

Copyright welkin.no

Oben: der Hafen vom Sagafjord Hotel

Leider lagen wir hier nicht besonders ruhig, viele Wellen verirrten sich in diesen Hafen.

Welkin The rookie sailor's corner

Copyright welkin.no

Regelmäßige Schlamm-bäder sind gut für die Gesundheit! Warum wollt ihr mich denn nun nicht mehr aufs Boot lassen?!

Sæbø-Øye

7 Jul, 2012 | 5 nm | position 62° 11.68'N 6° 39.13'E

Copyright welkin.no

Am nächsten Morgen setzten wir lediglich nach Norangsfjord über. Der Nebel hebte sich und gab die Sicht auf den Berg Slogen (1564m) frei - die Spitze ist links im Bild zu sehen.

Auf der anderen Seite (nicht im Bild) wurde ein anderer Gipfel im Nebel eingehüllt. Wasserfälle traten aus allen Ecken und Enden aus, so daß das Ganze aussah, als ob ein Topf dampfen und überkochen würde.

Copyright welkin.no

Eine 6-7 Stunden dauernde Wanderroute führt zum Gipfel von Slogen. In Höhe von 300m schoßen wir dieses Bild und kehrten wieder um.

Copyright welkin.no

Mit dem Abend kam wieder Nebel (oben).

Das berühmte Union Hotel,  von 1891 (unten) ist innen und außen noch voll erhalten und nur wenige Minuten vom Anleger entfernt.

Copyright welkin.no

Beim Anleger gibt es einen langen Schwimmsteg und andere Einrichtungen (Strom, Wasser, Dusche, Waschmaschine ...)

Copyright welkin.no

Øye-Ålesund

8 Jul, 2012 | 28 nm | position 62° 28.26'N 6° 9.11'E

Copyright welkin.no
Copyright welkin.no

Oben: gleiches Motif, gleiche Stelle - und wie man leicht sieht: DAS WETTER MACHT DEN UNTERSCHIED. Was nicht zu sehen ist, ist die nasse, frostige Kälte. Hände und Füße frieren, Ohren fallen ab, und ich fange an, Finnland zu vermissen: Dort gab es Saunen in den meisten Häfen, das könnte man hier in Norwegen auch sehr gut gebrauchen!

Ålesund ist die Geburts- und Heimatstadt des Kapitäns, und heißt uns mit kaltem Regen, Nebel und Wind herzlich Willkommen. Der Kapitän fühlt sich nun wieder richtig zuhause!

Copyright welkin.no
Copyright welkin.no

Am nächsten Tag tauchte am späten Nachmittag die Sonne auf, und ließ Ålesund im besten Licht erleuchten. Es geht also auch anders!

Harbour day in Ålesund

9 Jul, 2012 | 0 nm | position 62° 28.26'N 6° 9.11'E

Copyright welkin.no

 

Copyright welkin.no

An einer Stelle entdeckten wir dieses Boot, das mit einem Male in der Mitte aufbrach und seine Ladung abgab.

 

links: Mit den Hunden gingen wir entlang verwachsener Pfade, die der Kapitän seit über 40 Jahren nicht mehr gegangen ist.

Copyright welkin.no

Cannot be in Ålesund without visiting the city mountain - Aksla and have a view of the city's 3 islands and the sugar top mountain (just like Rio de Janeiro)!